6. Februar: Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass weltweit über 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten sind und 3 Millionen Mädchen jährlich gefährdet sind, Opfer einer Beschneidung zu werden.

Der Übergang von der Phase des Mädchen-Seins zum Erwachsenwerden ist ein sehr wichtiger, überall auf der Welt. In einigen Regionen Afrikas ist diese Zeit allerdings auch heute noch verbunden mit der brutalen Praktik der Genitalbeschneidung von jungen Mädchen. Dabei werden die äußeren weiblichen Genitalien teilweise oder vollständig entfernt. Meist wird der Eingriff unter unhygienischen Bedingungen, ohne Narkose und mit einfachen Hilfsmitteln, wie Glasscherben oder Rasierklingen, durchgeführt. Die betroffenen Mädchen leiden ihr Leben lang unter den gesundheitlichen Folgen der grausamen Praktik – etwa durch Infektionen, Blutungen und Komplikationen bei einer späteren Geburt.

Seit 2008 arbeitet AMREF verstärkt mit den nomadischen Gemeinden in Tansania und Kenia an sensiblen Themen wie den sexuellen und reproduktiven Rechten der Mädchen. Schnell wurde dabei festgestellt, dass die Praktik der Beschneidung eine der Hauptursachen für die Benachteiligung der Mädchen und Frauen sowie die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit ist. Aber es wurde auch klar, dass diese Tradition stark in den Massai-Gemeinden verankert ist – trotz offiziellen Verbots durch die Regierung, das bis dato nur dazu geführt hatte, dass die Beschneidungen heimlich durchgeführt werden.

AMREFs „STOP THE CUT“ / ARP (ALTERNATIVE RITES OF PASSAGE)
AMREF arbeitet mit den Gemeinden an alternativen Riten, die eine würdevolle und von allen anerkannte Initiation der Mädchen ohne Beschneidung ermöglichen. Die Gemeindemitglieder für ein Engagement gegen die weibliche Genitalverstümmelung zu gewinnen, erforderte ein geduldiges und verständnisvolles Vorgehen. Nach und nach werden die Männer, die Ältesten, die Mütter, die traditionellen Beschneiderinnen und die jungen Mädchen selbst in das Projekt eingebunden und über die Risiken der Beschneidung aufgeklärt.

Seit 2009 haben in Kenia und Tansania bereits weit mehr als 20.000 Mädchen an den mit AMREF erarbeiteten alternativen Übergangsritualen teilgenommen.

Neben den bestehenden Ritualen hatten sich die jungen Mädchen vor allem eines gewünscht: Bildung. Deshalb erhalten die Mädchen während eines dreitägigen Trainings im Vorfeld des Festes zusätzlich Aufklärung über sexuelle und reproduktive Rechte, HIV/Aids und die Menschenrechte.

Ines Müller