6. Februar – Internationaler Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen hat den 6. Februar zum internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung erklärt, um auf diese Menschenrechtsverletzungen an Frauen besonders aufmerksam gemacht.

Mit der Beschneidung weiblicher Genitalien sind alle Praktiken gemeint, bei denen weibliche Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt werden. Meistens finden diese Eingriffe vor Beginn oder während der Pubertät statt.
Die weibliche Genitalbeschneidung, FGM (Female Genital Mutilation) ist ein nicht nur oft tödlicher, sondern auch ein mit lebenslangen Schmerzen und Krankheiten verbundener Eingriff  im Rahmen traditioneller Riten zur Initiation junger Mädchen. Er soll deren Übergang von der Kindheit zur Weiblichkeit markieren.
Diese Praktik ist eine der Hauptursachen für die Benachteiligung der Mädchen und Frauen sowie die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit. Immer noch ist diese Tradition stark in den Massai-Gemeinden verankert  – trotz offiziellen Verbots durch die Regierung, das bis dato nur dazu geführt hatte, dass die Beschneidungen heimlich praktiziert werden.

 

„Alternative Übergangsriten“

Das AMREF ARP-Modell (Alternative Rites of Passage) ist das wirkungsvollste Instrument im Kampf gegen die traditionelle weibliche Beschneidung. Es beginnt mit der Sensibilisierung der lokalen Gemeinschaften,  wie Stammesälteste, die Maasai Morans (junge Krieger) und die Eltern der Mädchen.
Durch von AMREF speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen und Hebammen (TBA) vor Ort wird ein Umdenken bewirkt.
ARP beginnt mit einem mehrtägigen Seminar, in dem die Mädchen Aufklärung über Familienplanung sowie Sexual- und Gesundheitsunterricht erhalten sowie über Menschenrechte, die lokalen Gesetze und die Bedeutung des Abschlusses ihrer Ausbildung informiert werden.
Der ARP wird mit einer Zeremonie beendet, in der die Mädchen tanzen und singen und von den Stammesältesten deren Segen und traditionellen Schmuck erhalten, mit dem sie in die dörfliche Frauengemeinschaft aufgenommen werden.

AMREF-Botschafterin Nice Nailantei Leng'ete

Aufgewachsen in einem kleinen Dorf am Fuße des Kilimanjaro verlor Nice Leng’ete früh ihre Eltern. Als Achtjährige musste sie selbst vor der Beschneidung fliehen, die das Ende ihrer Ausbildung bedeutet hätte. Es gelang ihr, sich den Rückhalt ihres Großvaters zu sichern. Sie durfte weiter zur Schule gehen. Dankbar für diese Chance begann ihr unermüdlicher Einsatz für andere Mädchen. Mit großem Engagement und der Unterstützung von Amref Health Africa begann Nice Leng’ete die Ältesten und die jungen Männer über sexuelle und reproduktive Rechte und die Folgen der Beschneidung aufzuklären. Ihrem Durchhaltevermögen ist es zu verdanken, dass sie mit der Zeit eine Bewusstseinsveränderung anregen konnte und die sogenannten „Alternative Rites of Passage“ anstelle der Beschneidung akzeptiert wurden.

Das Engagement gegen grausame, hunderte Jahre alte Traditionen erfordert Mut, Geduld und überzeugende Argumente. Nice Nailantei Leng'ete zeigt der Welt, wie es geht. Die junge Massai kämpft als Projektmitarbeiterin bei Amref Health Africa in Kenya erfolgreich gegen die Beschneidung von Mädchen und ist so eine der bekanntesten Aktivistinnen gegen FGM (Female Genital Mutilation) geworden. Für ihr Engagement ist sie bereits vielfach ausgezeichnet worden. Sie ist Trägerin des in Berlin verliehenen Annemarie-Madison-Preises und wurde vom US-Magazin TIME als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt 2018 geehrt.
Dazu ein interessantes Video unter: https://www.youtube.com/watch?v=44gy-lMj2xc

In ihrem Buch: „The Girls in the Wild Fig Tree” beschreibt sie sehr berührend ihren Kampf um Eigenbestimmung und ihren Einsatz gegen die weibliche Genitalverstümmelung.

Das von ihr gegründete„Nice Place - Protection Zentrum“ bietet Notfallversorgung für Mädchen, die vor der weiblicher Genitalverstümmelung und der dadurch drohenden Frühverheiratund geflohen sind. Er bietet Mädchen eine vorübergehende Unterkunft. Solange die Mädchen im Zentrum bleiben, können sie dort zur Schule gehen und auf jede andereUnterstützung zugreifen, die sie benötigen, um ihre Träume zu verwirklichen. Darüber hinaus haben die Mädchen Zugang zu Gesundheitsversorgung und werden in ihrer emotionalen, persönlichen und künstlerischen Entwicklung geschult.

Ines Müller